Elektroveloposition

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Diese Seite dient zur Ausarbeitung der Position von Pro Velo zu den Elektrovelos. Nach der Version http://wiki.whpva.org/vph/index.php?title=Elektroveloposition&oldid=2347 welche zahlreiche Hyperlinks enthält, wurde vom 20.-23.9.2014 eine komplette Überarbeitung vorgenommen, welche auch als gedrucktes Dokument funktionieren soll und nur noch einen einzigen Link enthält. Die Version 2361 wurde in der Sitzung der Elektrovelo Arbeitsgruppe nochmals leicht angepasst und bildete die Version 2379 für den Vorstand Pro Velo, welche die vorliegende aktuelle Version für die DV vorschlägt.

Sommaire

Einleitung

Das Elektrovelo hat besonders in der auf weiten Teilen unebenen Schweiz das Potential, MIV- oder öV-Fahrten zu ersetzen. Oft ist es die schnellste Art, von einem Punkt zum anderen zu kommen. Zudem wird Velofahren sicherer, wenn mehr Velofahrende auf den Strassen unterwegs sind. Pro Velo begrüsst die steigende Verbreitung dieser Fahrzeuge und vertritt die Interessen ihrer NutzerInnen, soweit Errungenschaften für die Velofahrenden, zum Beispiel im Bereich Infrastruktur, nicht in Frage gestellt werden. Dies im Wissen, dass auch eine Marktverschiebung zu Lasten des unmotorisierten Velos im Gange ist.

Deswegen stellt sich Pro Velo mit diesem Positionspapier den sich dabei stellenden Fragen. Grundlagen dazu finden sich von dieser Internetseite aus: http://wiki.whpva.org/vph/index.php?title=Elektrovelo.

Vision

Die zunehmende Popularität von Elektrovelos führt zu einem höheren Anteil von Velofahrenden, zu einer besseren und differenzierteren Infrastruktur, zu mehr Sicherheit auf der Strasse, und zu mehr Gesundheit und Lebensqualität. Velos und Elektrovelos sind eine platzsparende Alternative zum überlasteten öffentlichen Verkehr und durch MIV verstopfte Strassen.

Abgrenzung

Pro Velo setzt sich für die Bewegung mit muskelkraftbetriebenen Fahrzeugen ein. Bei den Elektrovelos stellt sich die Frage nach der Abgrenzung zu anderen Fahrzeugkategorien.

  • Veloähnliche Fahrzeuge mit Muskelkraft-Motor-Hybridantrieb gehören zur Zielgruppe von Pro Velo. Dies betrifft insbesondere den am meisten vorkommenden Typ, das bei Verwendung von Pedalen und Elektromotor auf 25 km/h beschränkte Pedelec.
  • Auch die auf 45 km/h beschränkten S-Pedelecs gehören zur Zielgruppe, dies bei einer differenzierten Betrachtung bezüglich Benutzung der Verkehrsflächen, die dem Langsamverkehr vorbehalten sind.
  • Fahrzeuge, die rein motorisch betrieben werden, gehören nicht zur Zielgruppe von Pro Velo. Dazu gehören Roller und Mofas, auch elektrische, ohne oder mit Pedalen ohne Tretantrieb.
  • Wo Förderprogramme zugunsten der Elektromobilität im Energiebereich am Laufen sind, sollen sie auch dem normalen Velo zugutekommen.

Grundsätze

Pro Velo möchte beste Bedingungen erreichen für alle Velofahrenden, in erster Linie für jene, die mit konventionellen unmotorisierten Velos unterwegs sind. Pro Velo unterstützt neue Formen der Velomobilität wie Velomobile, Lasträder, Velotaxis und Muskelkraft/Motor-Hybridfahrzeuge, welche dieses Ziel gesamtheitlich unterstützen. Bisherige Elektrovelos sind im Design den Velos ähnlich, werden für ähnliche Zwecke gebraucht, fahren ähnliche Geschwindigkeiten, brauchen ähnlich viel Platz und sind ähnlich umweltfreundlich, leise und gesundheitsfördernd. Pro Velo postuliert, dass Elektrovelofahrende im Grundsatz wie Velofahrende behandelt und in die verkehrliche Umwelt integriert werden sollen.

Zulassung/Verkehrsregeln

  • Wo Velos fahren dürfen, dürfen auch Pedelecs fahren, sofern dies für andere VerkehrsteilnehmerInnen keine schwerwiegende Nachteile mit sich bringt. Besonders in engen Verhältnissen und auf Verkehrsflächen, die dem Velo- und Fussverkehr vorbehalten oder einer Zonensignalisation unterstellt sind, empfindet die öffentliche Meinung manche Pedelecfahrende als zu schnell unterwegs. Pro Velo beobachtet die Entwicklung und setzt sich bei Handlungsbedarf für verkehrstechnische Lösungen (Betriebsform, Signalisation) ein, die auf der jeweiligen Verkehrsfläche einen möglichst hohen Grad an Koexistenz zwischen den verschiedenen BenützerInnen garantieren.
  • Pro Velo stellt sich hinter den Grundsatz, wonach Velos, Leicht-Motorfahrräder (insbesondere langsame Elektrovelos) und Motorfahrräder (insbesondere schnelle Elektrovelos) Radstreifen und -wege benützen müssen. Wer jedoch mit diesen Fahrzeugen auf Radwegen aller Art schneller als mit 20 km/h fahren möchte, soll von dieser Pflicht enthoben sein. Die meisten bestehenden Radwege sind nicht für solche Tempi gebaut und auch neu entstehende Radwege können der engen räumlichen Verhältnisse wegen nicht durchwegs auf dieses Geschwindigkeitsniveau ausgelegt werden.
  • Pro Velo unterstützt Bestrebungen, wonach schnelle Elektrovelos und Mofas, welche motorisiert oder hybrid Geschwindigkeiten über 25 km/h erreichen, über einen fest installierten Geschwindigkeitsmesser verfügen, damit sie sich in Zonen mit Tempolimits an diese halten können.
  • Bei Fusswegen und Zonen für Zufussgehende mit Zusatz "Velos gestattet" unterstützt Pro Velo die Verhaltensnorm, wonach nur im Schritttempo gefahren werden darf.

Begleitung der Entwicklung

  • Pro Velo beobachtet die technische Entwicklung der Elektrovelos. In seinen Mitteilungsorganen werden Produkteneuheiten und die Entwicklungen beschrieben und beurteilt.
  • Pro Velo reagiert auf die gestiegenen fahrtechnischen Anforderungen, welche die Fahrt mit einem Elektrovelo an seine FahrerInnen stellen kann. Sie macht darauf aufmerksam und bietet entsprechende Fahr- und Trainings-Kurse an.
  • Pro Velo begrüsst europäische Bestrebungen, die bisherige Begrenzung der Hybridgeschwindigikeit von 25 km/h auf 32 km/h zu erhöhen und im Gegenzug die Regulatorien der schnellen Elektrovelos zu verschärfen.
  • Pro Velo berät KonsumentInnen über die Entwicklung der Elektrovelos.

Elektrovelos und Jugendliche

Pro Velo stützt die geltende Regelung, dass Jugendliche erst ab 14 Jahren Elektrovelos fahren dürfen (schnelle Elektrovelos ab 16 Jahren). Pro Velo plädiert für eine Ausnahmeregelung, dass Kinder bereits ab 12 Jahren Elektrovelos fahren können, wenn dies eine sinnvolle Lösung für Schulwege von grosser Distanz oder Höhendifferenz darstellt.

Infrastruktur

  • Das Elektrovelo hat ein hohes Potential, Auto-, Motorrad- und öV-Fahrten zu ersetzen. Dies muss zukünftig bei der Verteilung der Verkehrsflächen berücksichtigt werden: Die Velomobilität muss mehr Platz erhalten.
  • Die Infrastruktur soll den unterschiedlichen Bedürfnissen und Geschwindigkeiten von Velofahrenden Rechnung tragen und in diesem Sinne ausgebaut werden. Unterbruchsarme Velobahnen, die problemloses Überholen möglich machen, sollen gefördert werden.
  • Pro Velo setzt sich ein, fallweise zu entscheiden, ob ein Radweg oder ob ein Radstreifen zum qualitativ besseren Ergebnis führt. Sie stellt sich Tendenzen entgegen, diese beiden Elemente der Verkehrstechnik gegeneinander auszuspielen.

Verhalten

Velo- und Elektrovelofahrende halten sich an die Verkehrsregeln sowie an die für sie geltenden Gebote und verhalten sich der Umgebung angemessen mit angepasstem Tempo. Konfliktbereiche sollen mit mehr Aufklärung begleitet werden. Pro Velo macht Vorschläge zur Verbesserung des Betriebes und der Gestaltung der Infrastruktur und bietet entsprechende Informationen und Fahrkurse an.


Dieses Dokument entstand unter der Mitwirkung von: Oskar Balsiger, Thomas Bärlocher, Zoe Dardel, Claudio Enggist, Sabine Gerber, Marius Graber, Hansueli von Känel, René Lüthi, Rebecca Müller, Theo Schmidt und Vorstand Pro Velo Schweiz

Stand: 2.10.2014